WM-Feeling in Boizenburg
Noch während der offiziellen Fußball-WM stand bereits am vergangenen Samstag der „kleine Weltmeister“ bei der Mini-WM der E-Junioren der SG Aufbau Boizenburg fest:
Von insgesamt 32 Mannschaften aus sieben Bundesländern mit insgesamt 112 begeisterten Mini-Kickern, gewann am Samstagnachmittag der Förderkader SG Aufbau Boizenburg den begehrten Titel und wurde im Trikot und unter der Flagge Portugals Mini-Weltmeister.
Mit einer riesigen Bonbontüte voller leckerer Fruchtgummis belohnte Sweet Tec den „torhungrigen“ Einsatz der kleinen Kicker!
WM-Pokal an die Elbe geholt
Die E-Jugend-Fußballer der SG Aufbau Boizenburg gewinnen als Portugal die eigene Mini-Weltmeisterschaft
Was für eine Show – Fußballbegeisterung pur, wohin das Auge auch schaute. „Schuld“ war die Mini-Weltmeisterschaft 2018, die die SG Aufbau Boizenburg in Zahrensdorf ausrichtete. „Ich begreif’s nicht. Wie man es alle zwei Jahre schaffen kann, die ganze Fußballwelt hierher zu holen – eine gigantische Leistung“, geriet der Boizenburger Bürgermeister Harald Jäschke ins Schwärmen.
Die „ganze Fußballwelt“, das waren in diesem Fall 32 E-Jugend-Mannschaften aus sieben Bundesländern. Die Tradition der großen Boizenburger Schülerturniere reicht bis ins Jahr 1968 zurück. Seit 2004 stellt die SG Aufbau im Zwei-Jahres-Rhythmus analog zu den Großereignissen der Profis ihre eigene WM und EM auf die Beine. Von Anfang an, also seit 50 Jahren, als Organisationsleiter dabei, ist Günter Ferber.
Der 78-Jährige steht nicht gerne im Rampenlicht. Sein knapper Kommentar: „Es läuft. Wir liegen im Plan, und ich denke, am Ende haben alle gewonnen.“ Diesen Eindruck musste einfach jeder Beobachter gewinnen. Ob die jungen Kicker nun ganz vorne mitmischten oder um einen Platz weiter hinten spielten, war kaum zu unterscheiden. Gejubelt wurde überall auf der tollen Zahrensdorfer Anlage, die genügend Platz bot, um auf sechs Kleinfeldplätzen parallel auf Torejagd zu gehen.
Besonders lautstark ging es bei Auftritten von Nigeria zu. Im grünen Trikot der Afrikaner lief der SV 90 Fehrbellin auf. Die Brandenburger hatten die rund zweieinhalbstündige Anreise schon am Vortag angetreten und sich in der Lauenburger Jugendherberge eingerichtet – mit rund 40 Personen. Stark vertreten waren bei dieser Saisonabschlussfahrt die Spielermütter, die, bewaffnet mit Pauke und Tröte, für reichlich Alarm am Spielfeldrand sorgten. Den Hut auf hatte Norbert Zarte.
Der 78-Jährige ist für seine Jungs Trainer, Manager, Tränentröster und Schuhzubinder in Personalunion – ach ja, und Nasenputzer, um den komplexen Aufgabenbereich korrekt wiederzugeben. Als Dritter aus ihrer Vorrundengruppe hervorgegangen, landeten die Nigerianer am Ende auf dem 22. Platz. Das zeigt schon, dass die Boizenburger WM-Variante in einem wesentlichen Punkt vom Original abwich. Nach der Vorrunde, die in identischer Gruppen-Zusammensetzung wie in Russland ausgetragen wurde (Spielzeit jeweils zwölf Minuten), ging es für alle weiter. Es gab kein vorzeitiges Ausscheiden, jeder Platz wurde ausgespielt.
Den langen Weg bis ins Finale hatten die Teams von Portugal und Serbien geschafft. Deren Stellvertreter vom Förderkader Aufbau Boizenburg (die besten Aufbau-Kicker der Jahrgänge 2007 und 2008) und vom VfB Berlin-Friedrichshain hatten sich schon im Turnierverlauf als Favoriten herauskristallisiert. Im packenden, von vielen Zuschauern gesäumten Endspiel konterten die Portugiesen den spielerisch hoch veranlagten Berliner Meister, der ohne Gegentreffer bis ins Viertelfinale durchmarschiert war, zweimal aus, ließen nur noch den Anschlusstreffer zu und lagen sich jubelnd in den Armen, als Schiedsrichter Heiko Hartmann, der mit dieser Partie seine 30-jährige Schiri-Karriere beendete, abpfiff – 2:1 für Portugal/Boizenburg.
Der Triumph der Aufbau-Jungs hat für Marc Salin Folgen. Der Geschäftsführer von Turnier-Hauptsponsor Dabelstein hatte eine Sonderprämie ausgelobt, sollte es ein Boizenburger Team aufs Treppchen schaffen. Durch den Turniersieg wird es für ihn jetzt richtig teuer. Da sind 500 Euro für die Mannschaftskasse fällig.
Die Berliner freuten sich nach erster Enttäuschung auch über ihren zweiten Platz: „Wir möchten uns für die Einladung und eine tolle Veranstaltung bedanken. Es war Spitze“, sprach Physiotherapeut Ramon Witzel im Namen des gesamten Friedrichshainer Teams. Ins gleiche Horn stieß Koy Klose von Blau-Weiß 96 Schenefeld, der sich noch am selben Abend per Mail aus Schleswig-Holstein meldete: „Ich mache den Job als Trainer bereits 28 Jahre und habe mit meinen Mannschaften an so einigen Turnieren teilgenommen. Ihr seid dabei ganz oben angesiedelt!!!! Das hat Spaß gemacht und war einfach super organisiert.“
Die durchweg positive Resonanz ging den „Machern“ runter wie Öl. Sie gaben das Lob gerne an die große Helferschar weiter. Dass auf der Zahrensdorfer Anlage mit zahlreichen Versorgungswagen und Ständen regelrechte Volksfeststimmung herrschte und sich jedes Team in seinem eigenen Pavillon gemütlich einrichten konnte, dahinter steckten reichlich Kilometer und jede Menge harte Arbeit.
Aufbaus Finanzvorstand Jürgen Redmann, diesmal als Chefkoch am Start, geriet am Mittag ordentlich ins Schwitzen, als es galt, die vielen hungrigen Kicker mit Mengen an Nudeln, wahlweise in der Variante Bolognese oder Carbonara, satt zu kriegen. Die Spieler-Muttis machten sich bei der Ausgabe als eingespieltes Team verdient. „Das klappt ja prima, großen Respekt“, hörte man von allen Seiten. Turnierleiter Torsten Scholl und seine „Jungs“ hatten von der in einem alten Feuerwehr-Mannschaftswagen eingerichteten Kommandozentrale aus den Ablauf bestens im Griff.
Abgerundet wurde ein toller Fußballtag von der stimmungsvollen Siegerehrung. Die besten vier Teams durften sich über einen schönen Pokal freuen – der Lübtheener SV kickte Südkorea nach ganz starker Turnierleistung auf den Bronzerang. Der erfolgreichste Torschütze und der beste Torwart erhielten Sonderauszeichnungen. Jeder Spieler nahm eine Medaille mit nach Hause. Es gab Wimpel und Urkunden sowie, keinesfalls zu unterschlagen, für jede Mannschaft eine große Tasche mit Süßigkeiten von der Bonbonfabrik.
– Quelle