Gravitätisch und unbekümmert stelzt ein Storch an der Bonbonfabrik entlang. Im Betrieb erläutert Sweet Tec-Inhaber Oliver Schindler gerade Erwin Sellering sein familien- und kinderorientiertes Zukunftskonzept. Was der Sozial- und Gesundheitsminister bei seinem Informationsbesuch zu hören bekommt, erfreut ihn sichtlich, denn – Oliver Schindler offeriert ihm eine völlig andere Unternehmensphilosophie als viele seiner Kollegen.
So gibt es im Betrieb für die Mitarbeiter, die im Dreischichtsystem arbeiten, einen kleinen Fitnessbereich zur Körperertüchtigung. „Das spart Wege, ist gesund und wenn ich es am Arbeitsplatz nutzen kann, mache ich es eher“, erläutert Schindler.
In seinem Unternehmen sei das herkömmliche „Sie“ zwischen Mitarbeitern und Geschäftsleitung verpönt und das „Du“ zwischen allen gewollt. „Das führt dazu, das über beinahe jedes Thema offen gesprochen wird – mit Ausnahme von Personalentscheidungen, die ich mir natürlich vorbehalte.“
Als nächstes ehrgeiziges Ziel stellte Schindler sein Kindergartenprojekt vor, das er 2008 realisieren will. Grund: Sowohl bei Sweet Tec als im Schwesterunternehmen Toffee Tec und der Vertriebsfirma Ragolds arbeiten überwiegend junge Menschen, bei denen sich perspektivisch Zuwachs anbahnt.
Kindertagesstätten mit flexiblen Öffnungszeiten gibt es jedoch in der Elbestadt nicht. Deshalb soll eine Betriebskindertagesstätte entstehen, die auch für andere Firmen, Stadt und Umland offen ist, wenn sich mit einem sogenannten Grundsockelbetrag an den Kosten für die Unterbringung der Kinder beteiligt wird.
Auch die Aufbewahrung von Kleintieren ist Bestandteil des Konzepts, das seinesgleichen in der Region sucht.Was Kleintiere in einer Kindertagesstätte sollen, liegt für Firmenchef Oliver Schindler auf der Hand. „Wenn alleinerziehende Elternteile beispielsweise mal länger arbeiten und die Kinder auf sie warten müssen, können die Kleinen ihre Tiere versorgen.
Das weckt und stärkt bei ihnen das Verantwortungsbewusstsein und jedes Haustier kommt gleichzeitig zur gewohnten Zeit zu seinem Recht“, ist er sich sicher. „Natürlich können wir den Bau einer Kindertagesstätte als junges Unternehmen nicht aus dem Cashflow wuppen“, schmunzelte der Geschäftsführer in Richtung von Sozialminister Erwin Sellering und rannte bei ihm offene Türen ein.„Ihre Betriebsphilosophie fasziniert mich.
Zum Kinderland M-V gehört auch, dass ich die Betriebe besuche, sie ermuntere und höre, was einzelne Firmen schon tun, damit die Mitarbeiter ihre Familie und den Beruf besser miteinander vereinbaren können. Es gibt Unternehmer, die sagen, wenn ich da was tue, ist das eine soziale Wohltat, die mich Geld kostet und die ich mir nicht leisten kann. Das ist falsch!“ betonte Sellering. „Unsere Betriebe werden nur gute Leistungen erbringen, wenn die Mitarbeiter zufrieden und hoch motiviert sind.
Sweet Tec, Toffee Tec und Ragolds haben augenscheinlich eine sehr moderne Philosophie. Mit dem Duzen fängt es an und für Fitness und Gesundheit wird hier viel getan, auf das man stolz sein kann. Die Initiative eines eigenen Betriebskindergartens ist eine tolle Idee. Ich möchte, dass sich Betriebe, die an flexiblen Öffnungszeiten interessiert sind, engagieren und sich an den Unterbringungskosten für ihre Kinder beteiligen.
Alle Firmen der Umgebung sollten dabei einbezogen werden. Das Land wird beim Bau der Einrichtung helfen wollen und es auch tun“, kündigte Sellering an. Die näheren Details sollen, wenn die konkrete Planung vorliegt, erörtert werden.
Autor: Andreas Köckert, Quelle: Ludwigsluster Blitz am Sonntag 23.12.2007